Stoizismus in der heutigen Zeit

In diesem Beitrag gebe ich dir einen Kurzeinblick in die Welt der stoischen Philosophie.

LIFE ADVICELEBENSRATGEBER

Oliver J.

3/13/202513 min lesen

Stoizismus, oder auch die stoische Philosophie, hat heutzutage eine hohe Relevanz in Zeiten des turbulenten Wandels unserer Gesellschaft – und das mehr denn je.

Entstanden ist diese Lebensphilosophie ungefähr 300 v. Chr. durch Zenon von Kition, einen griechischen Philosophen. Das Wort „Stoa“ lässt sich dabei auf das Wort „bunte Vorhalle“ zurückführen – was im Endeffekt die Säulenhalle auf der Agora beschreibt, wo er seinen Schülern diese Philosophie lehrte. Die Philosophie beschreibt einen Stoiker als einen Menschen, der aus Vernunft und Moral heraus mit der Ruhe seines Geistes handelt.

Vermutlich ist dir sein Name nicht so bekannt, aber es gibt einen wichtigen Wegbereiter für den Stoizismus: Marcus Aurelius – ein römischer Kaiser von 161 bis 180 n. Chr. In seinen „Meditationen“, die man auch als Lehren eines Tagebucheintrags deuten könnte, schrieb Marcus Aurelius seine Weisheiten nieder, die seinen ganz persönlichen Weg als Stoiker darlegen.

Als ich seine Selbstbetrachtungen gelesen habe, wurde mir bewusst, wie viel Gewicht seine Weisheiten auch noch in der heutigen Zeit haben. Viele, wenn nicht sogar alle Menschen, haben ihr eigenes Päckchen im Leben zu tragen. Aber nicht nur das: Durch nicht vorhersehbare Umstände und Geschehnisse kann sich unser Leben von einem Augenblick auf den anderen schlagartig ändern. In diesen Momenten liegt es an uns, entweder an der Vergangenheit festzuhalten oder neue Strategien zu entwickeln, um das Leben erträglicher zu machen. Denn es sind letztlich nicht nur unsere privaten Probleme, die Druck auf uns ausüben, sondern auch unser Umfeld. Soziale Medien suggerieren uns beispielsweise, dass man mit 19 Jahren schon einen Bugatti und ein eigenes Unternehmen haben sollte oder was gesund ist und was nicht. In einer Welt voller Überfluss an Informationen kann es schnell dazu führen, dass man sich in ihr verliert und auf der Strecke bleibt. Die Folgen reichen vom „Doomscrolling“ bis hin zu Depressionen.

Doch wie genau wurde ich auf diese Philosophie aufmerksam?

Dazu gibt es eine kurze Antwort: Andrew Tate. Man mag ihn und seine Aussagen vielleicht nicht mögen, aber seine charismatische Art zog sich in den vergangenen Jahren wie ein Sturm durch das gesamte Internet, und heute gibt es kaum noch Menschen in meiner Generation, die ihn nicht kennen. Er selbst äußert in seinen Videos ziemlich kontroverse Aussagen, die ihm seine Bekanntheit verschafft haben. In einigen seiner Videos berichtet er oft davon, dass er sich selbst als stoisch bezeichnen würde und dass er dadurch seinen „eisernen Willen“ und die Unbeugsamkeit gegenüber schlechten Ereignissen im Leben entwickelt hat. Ich war interessiert daran, was es mit dem Stoizismus auf sich hat und inwiefern ich diese Lebensphilosophie für mich nutzen kann.

Stoisch zu sein bedeutet, negative Emotionen durch Logik und Selbstdisziplin zu meistern. Viele inspirierende Zitate Marc Aurels ähneln daher demselben Muster: Das Leben ist vergänglich, weshalb es sich schlichtweg nicht lohnt, Energie an Zweifel, Angst oder auch Wut zu verschwenden. Dies möchte ich zudem untermauern mit einigen Zitaten aus dem Buch „Marc Aurel – Selbstbetrachtungen“. Seine Zitate bringen so manchen Kopf zum Kochen, da sie altertümlich formuliert sind und einen gewissen Spielraum für Spekulationen lassen, was an sich nicht verkehrt ist. Doch obgleich du diese Zitate nicht direkt verstehen wirst, schadet es nicht, sich mit ihnen genauer auseinanderzusetzen. Das oberste Ziel eines jeden Menschen ist es, glücklich zu sein. Doch Glück ist immer subjektiv und abhängig von der Person – was für mich Glück bedeutet, mag für dich keins sein. Von daher lebten Stoiker zum Großteil in geringer Abhängigkeit von materiellen Dingen. Je weniger jemand von etwas hat, desto weniger wird er es auch vermissen, es je gehabt zu haben. Wünsche offenbaren in diesem Zusammenhang immer eine gewisse Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation. Und der Sinn der Stoiker ist es, wie bereits erwähnt, negative Emotionen zu vermeiden. Von daher ist es sinnvoll, darüber nachzudenken, was man wirklich im Leben braucht und haben möchte. Dazu gebe ich später aber noch ein paar Denkanstöße.

Primär möchte ich mich mit diesem Blogpost auf drei Zitate von Marcus Aurelius beziehen, wobei ich auch einen kurzen Einblick in Epiktets und Senecas Philosophie geben möchte.

„Nicht leicht hat man gesehen, dass jemand unglücklich ist, weil er nicht auf das achtet, was in der Seele eines anderen vorgeht; dagegen müssen diejenigen notwendig unglücklich werden, welche den Bewegungen ihrer eigenen Seele nicht mit ihrem Gedanken folgen.“
- Marc Aurel

Es ist wichtig, sein Umfeld genauestens im Leben wahrzunehmen und Menschen aufzufangen, wenn es ihnen schlecht geht. Im engeren Sinne geht es um die Menschlichkeit und Nächstenliebe, die wir immer wieder ans Tageslicht bringen müssen, um Freundschaften und Beziehungen zu pflegen. Ich hatte letztens ein tolles Gespräch mit einem Menschen, der mich fragte: „Wie geht es dir wirklich?“ Es ist nur ein Wort, das darüber entscheidet, welches Gewicht diese Frage eigentlich auf den Menschen hat. In diesem Moment war ich zutiefst berührt, denn erfahrungsgemäß fragen nur wenige Bekannte und Freunde, wie es einem wirklich geht. Und genau dort setzt Marc Aurels erster Satz an: Achte auf das, was in der Seele eines anderen vorgeht.

Im zweiten Satz heißt es, dass du aber auch nur dann glücklich sein kannst, wenn du dich nicht nur um deine Mitmenschen kümmerst – sondern viel wichtiger – alsdann du dir vielmehr selbst die Frage stellen solltest, was du tun kannst, um dein Glück im Leben zu finden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn wir alle haben unsere Laster zu tragen, und eventuell begleiten uns auch Dinge aus der Vergangenheit, die uns davon abhalten, glücklich zu sein. Vielleicht sind es aber auch Fantasien oder Zukunftsgedanken, die uns Angst machen. In diesem Sinne obliegt es dir zu hinterfragen, wie ehrlich du zu dir selbst bist und was du vielleicht verdrängst. Nur wer Herr über seine eigenen Gefühle ist und sich selbst versteht, wird laut Marc Aurel ein glückliches Leben führen. Dies ist ein lebenslanger Prozess, in dem man regelmäßig einen aufrichtigen Monolog zu sich selbst führen muss.

„Alles übrige denn beiseitegelegt, halte nur an dem Wenigen fest und bedenke überdies, dass jeder bloß die gegenwärtige Zeit – einen Augenblick – lebe, die übrigen Zeitabschnitte dagegen für ihn entweder schon durchlebt seien oder noch im Dunkeln liegen. Unbedeutend ist also, was jeder lebt, unbedeutend der Erdwinkel, wo er lebt, unbedeutend auch der ausgedehnteste Nachruhm.“
- Marc Aurel

Memento Mori – erinnere dich daran, dass du sterblich bist. Das Leben ist vergänglich, und wir sterben alle irgendwann. In zwei Jahrhunderten wird es die letzten Menschen geben, die jemals deinen Namen erwähnen werden. Deine Errungenschaften, deine Erfahrungen und auch deine Entscheidungen, die du im Leben getroffen hast – ob gute oder schlechte – werden in Vergessenheit geraten. Warum also sollte man sich davon abhalten lassen, bestimmte Dinge nicht zu tun, nach denen man sich doch innerlich sehnt? Dies hat aus vielerlei Sicht mit dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck, der eigenen Kindheit als auch neuen Erfahrungen zu tun, die uns immer wieder vor Herausforderungen und Entscheidungen stellen und uns zurückhalten können. Es reicht von dem Jobwechsel bis hin zur Entscheidung über die Liebe, für die man kämpfen möchte. So weit jeder von uns weiß, haben wir nur dieses eine Leben. Ein Spiel, das wir am Ende nur verlieren können. Es klingt etwas deprimierend, doch hält man sich diese Vergänglichkeit vor Augen, wird einem schnell klar, dass letztlich niemand in seinem Sterbebett sagen möchte: „Hätte ich nur dies gesagt/getan/gemacht…“. Es zeigt Charakterstärke, für die Dinge im Leben einzustehen, die man wirklich möchte. Dabei soll es laut Marc Aurel keine Bedeutung haben, wo du herkommst und wie deine Lebensumstände sind. Es müssen immerhin keine finanziellen Entscheidungen sein, zumeist sind es die emotionalen Themen, die uns entweder glücklich oder unglücklich machen.

„Wenn du, der gesunden Vernunft folgsam, dasjenige, was dir im Augenblick zu tun obliegt, mit Eifer, Kraft, Wohlwollen betreibst und, ohne auf eine Nebensache zu sehen, den Genius in dir rein zu erhalten suchst, als ob du ihn sogleich zurückgeben müsstest: wenn du so mit demselben verbunden bleibst und, ohne etwas zu erwarten oder zu fürchten, dir an der jedesmaligen naturgemäßen Tätigkeit und heldenmütigen Wahrheitsliebe in deinen Reden und Äußerungen genügen lässt, so wirst du ein glückliches Leben führen, und es wird sich niemand finden, der dich daran hindern könnte.“
- Marc Aurel

Das letzte Zitat, auf das ich eingehen möchte, beschäftigt sich mit Marc Aurels Menschenbild, das einen Stoiker ausmacht. Wir alle haben unsere eigenen Normen, Werte und Moralvorstellungen, die tief in uns verankert sind. Marc Aurel selbst redet von einer gesunden Vernunft, der wir folgen müssen. In der engeren Betrachtung bedeutet dies, dass ein jeder Mensch frei von den Gefühlen sein sollte, die uns verbittern lassen. Übermäßige Gier, Hass, Neid, Wut und auch List sind für ihn Emotionen, die ein Stoiker niemals ausleben soll. In der gesunden Vernunft zu sein heißt, Entscheidungen fernab dieser Emotionen treffen zu können, die im Einklang mit dir selbst und zu deiner Liebe zur Wahrheit stehen. In anderen Worten: Sei ruhig mal rational. Auch die Moral spielt eine wichtige Rolle – denn wer gegen seinen eigenen Moralkompass bzw. seinen Genius handelt, wird schnell unglücklich werden und an sich zweifeln. Hierbei sei gesagt, dass sich kein Mensch davon freisprechen kann, immer moralisch richtig gehandelt zu haben. Dennoch sollte das Tun und Reden eines jeden Stoikers im Einklang mit seiner inneren Haltung stehen – sei authentisch. Die innere Haltung beschreibt dabei immer das Gute in dem Menschen selbst, das ihn von Grund auf als ein positives Wesen sieht, welches gute Taten anstrebt. Die größten Tugenden sind dabei Gerechtigkeit, Weisheit, Mut und Mäßigung, die man versuchen sollte, in Einklang zu bringen.

Dies war ein kurzer Einblick in die Weisheiten Marc Aurels. Zwei weitere Stoiker, Seneca und Epiktet, sollen hierbei auch nicht fehlen. Auch wenn alle drei Repräsentanten des Stoizismus sind, unterscheiden sie sich dennoch in ihren Perspektiven aufgrund ihrer Lebensumstände.

Epiktet war ein Sklave, der etwa 50–135 n. Chr. lebte. Man beschreibt seine Lehren, die in kleinen „Handbüchlein“ verfasst wurden, als die Sinnhaftigkeit der Selbstdisziplin. Die Kernidee seiner Perspektive unterscheidet sich im Vergleich in zwei Aspekten: Es gibt Dinge im Leben, die in unserer Kontrolle liegen, und die Dinge, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Dinge, die in unserer Kontrolle liegen, sind intrinsisch. Dies sind unsere Gedanken, Urteile und Handlungen. Wir selbst sind dafür verantwortlich, wie wir auf eine unangenehme Situation reagieren oder wie wir uns in bestimmten Settings verhalten wollen. Außerhalb unserer Kontrolle liegen im Gegenteil alle extrinsischen Einflüsse wie der Reichtum, der gesellschaftliche Status und die Gesundheit. Nur bedingt können wir diese in gewisser Weise beeinflussen, aber es gibt keine Garantie dafür, dass jemand diese Einflüsse zu 100 % steuern kann. Niemand kann sich aussuchen, in welche Familie er oder sie geboren wurde. Überträgt man nun Epiktets Perspektive auf die heutige Zeit, so haben seine Ansichten eine große Relevanz – nicht nur schon damals.

„Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen über die Dinge.“ - Epiktet

Dies ist eines seiner Zitate, das aufzeigt, wie wir uns im Alltag öfters mal die Frage stellen, ob andere im Moment über uns denken. Das hat einen einfachen Grund: Evolutionsbiologisch betrachtet war es wichtig für die Menschen einer Sippe, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und zu erkennen, wie andere über sie denken, denn es war von lebensnotwendiger Bedeutung. Ohne die Sippe hatte ein alleiniger Höhlenmensch kaum Chancen, in der Natur zu überleben. Von daher könnte man dieses Denken als einen Urinstinkt ansehen, der versucht, Teil einer Gemeinschaft bleiben zu können.

Im heutigen Kontext ist diese Denkart immer noch von Relevanz, aber wir sind per se nicht mehr existenziell auf eine „Sippe“ angewiesen, um zu überleben. Ich kenne einige Menschen, die sich oft den Kopf über die Meinungen anderer Menschen zerbrechen und sich dadurch nicht nur verunsichern lassen, sondern sich zusätzlich mental belasten. Und genau hier setzt Epiktet an, wo Marc Aurel aufhört: Die Meinungen anderer Menschen sind wichtig, aber nimmst du sie zu persönlich oder siehst sie als eine Art von Angriff, dann ist es Gift für deine Seele. Man darf nicht vergessen, dass es eben nur Meinungen sind und mehr über die andere Person aussagt als über einen selbst. Manchmal verfällt man in einen „Spotlight Effect“, der es so wirken lässt, als wenn Personen viel mehr auf die Makel und Probleme der anderen Person fixiert sind. Dies stimmt aber in den meisten Fällen nicht, denn jeder Mensch lebt sein eigenes Leben und steht vor eigenen Herausforderungen und Problemen, die ihre Energie beanspruchen. Alle Menschen sehen sich als Hauptcharakter im Leben, denn sind wir einmal ehrlich, weiß nur ein jeder selbst, dass er/sie existiert – mit all den Gefühlen und Emotionen, dem Bewusstsein als auch den individuellen Erfahrungen. Und dieses innere Bewusstsein macht es unvermeidlich, dass man ständig über sich selbst nachdenkt anstatt über Andere. Vielmehr ist jeder Einzelne zu sehr mit sich selbst beschäftigt, denn unser gesamtes Leben lang verbringen wir in unserem eigenen Kopf. Wir können zwar anmaßen, wie sich jemand anderes fühlt, aber selbst das sind nur Annahmen, die tief in unserem Inneren mit ähnlichen Erfahrungen verknüpft sind bzw. verglichen werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Meinungen anderer Mitmenschen basieren auf einer subjektiven Einschätzung ihrer Selbst und sollten von daher nicht als allumfassende Wahrheit aufgefasst werden.

Eine bekannte Figur aus dem Stoizismus ist Seneca gewesen, er lebte ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr. und war ein römischer Staatsmann und Schriftsteller. Im Vergleich zu den anderen beiden Stoikern beschäftigte sich Seneca mit ethischen Dilemmata und moralischer Verantwortung. Er sah zum Beispiel Reichtum nicht als Hindernis für eine Tugend, solange man sich nicht zu sehr daran klammert. Wer also reich ist oder Reichtum anstrebt, ist noch lange kein schlechter Mensch, solange er sich nicht in seiner Gier verliert. Senecas Perspektive hat einen sehr pragmatischen Ansatz, was heißt, dass sich dieser vielmehr mit dem Alltag beschäftigt. In seinen Briefen betonte er Sichtweisen auf die vielen Bereiche des Lebens, wie der Zeit, der Gelassenheit, dem Tod als auch der Freundschaft und Ethik. Am einfachsten zu begreifen ist hierbei die Zeit, denn hier betont Seneca:

„Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ - Seneca

Zeit zieht sich durch unser gesamtes Leben, seit dem Tag unserer Geburt. Davor war Zeit relativ, danach ebenfalls. Zeit ist nicht Zukunft oder Vergangenheit, sondern Gegenwart. Und die Gegenwart ist alles, was wir haben. Betonen tut Seneca in diesem Fall, dass wir nicht nur die kleinen Momente im Leben schätzen sollten, sondern auch alles in unserer Macht dafür tun sollten, die Zeit zu entschleunigen. Dies passiert besonders dann, wenn wir neue Erfahrungen machen oder etwas dazulernen.

Besonders spannend empfinde ich dabei den Vergleich von der Auffassung von Zeit in Bezug auf sein Zitat über das Thema Tod:

„Jeden Tag sollen wir so leben, als wäre es unser letzter.“ - Seneca

Es sind Worte, die wir alle schon einmal gehört haben. Und genau von ihm stammt dieses Zitat. Doch viel zu selten machen sich Menschen ihrer Mortalität bewusst und leben entweder verbissen in der Vergangenheit oder ängstlich in der Zukunft. Doch der jetzige Moment, genau jetzt, während du gerade diese Worte liest, ist alles, was du hast. Niemandem steht auf der Stirn geschrieben, wie lange er oder sie noch lebt. Morgen könnte bereits alles vorbei sein, und doch hat man nicht die Dinge ausgesprochen, die man hätte aussprechen müssen; die Lebensträume verwirklicht, nach denen man strebt oder die Dinge und Ideen ausprobiert, für die man sich interessiert.

Das letzte Thema dieses Blogs beinhaltet Fragen an dich selbst, die dir dabei helfen können, wie du eventuell Ansichten der Stoiker in dein Leben integrieren könntest. Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift in die Hand, setze dich mit einer Tasse Tee an den Schreibtisch, schalte eine kleine Leselampe an und gehe in dich. Und wenn du doch keine Motivation dazu hast, dann nimm diese Fragen einfach als eine Art Denkanstoß mit auf den Weg. :)

Welche Dinge kann ich in meiner aktuellen Situation kontrollieren und welche nicht?

Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich mich nur auf das konzentrieren würde, was in meiner Macht steht?

Was wäre die rationalste und tugendhafteste Lösung, mit einer Situation umzugehen, die mich gerade belastet?

Lebe ich nach eigenen Prinzipien oder lasse ich mich von äußeren Erwartungen leiten?

Wie kann ich meine Zeit sinnvoll nutzen, anstatt sie mit unwichtigen Dingen zu verschwenden?

Ist das, was ich als Problem sehe, vielleicht eine Gelegenheit zur inneren Stärke?

Diese sechs Fragen zu beantworten, erfordert etwas Zeit, und auch ich habe lange nachdenken müssen, um auf Antworten zu kommen. Doch je mehr ein Mensch seine innere Gefühlswelt und seine Gedanken reflektiert und verstehen lernen möchte, desto einfacher wird dieser Prozess.

Zusammenfassung

Stoische Weisheiten in den Alltag zu integrieren, lehrt dich nicht nur, besser mit Stress oder impulsiven Emotionen umzugehen, sondern führt letztendlich auch zu einer emotionalen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegenüber Krisen, Niederlagen und schwierigen Situationen. Wenn du zum Beispiel eine Absage für einen Job bekommst oder durch eine Prüfung fällst, dann siehst du es als Lernmoment statt einer Katastrophe. Stoisch zu sein, wird dich dazu bringen, dass du dich auf das Wesentliche im Leben konzentrierst und nicht von deinem Weg abkommst. Ablenkungen sind okay, solange sie nicht die Überhand gewinnen. Statt einem übermäßigen Konsum am Handy kann diese Energie viel mehr in die eigene persönliche Entwicklung gesteckt werden. Neue Hobbys, das Pflegen von Beziehungen bis hin zum Sport oder Lesen sind alles Dinge, die dazu beitragen können.

Auch die impulsiven Emotionen werden weniger, indem du diese regelmäßig reflektierst und somit lenken kannst. Anstatt bei Kritik oder einer Meinung persönlich zu werden, kann man sich hier viel eher die Frage stellen: „Ist das wahr? Was kann ich daraus lernen? Was sagt das über die andere Person aus?“ Natürlich ist es wichtig, nicht jegliche Kritik auf die „Gefühlswelt“ der anderen Person zu reduzieren, aber es hilft, konkrete Meinungen zu verstehen. Zudem wirst du durch einen stoischen Lebensweg begreifen, dass materielle Dinge eben nicht alles im Leben sind, um glücklich zu sein. Vielmehr kommt es auf deine innere Haltung an, nicht aber auf äußere Einflüsse. Ein Stoiker würde Wohlstand zwar genießen, aber nicht von ihm besessen sein. Der letzte und für mich persönlich wichtigste Punkt ist das Memento Mori, das Bewusstsein der Sterblichkeit.
Wir leben nur einen kurzen Augenblick auf dieser Erde und warum sollte man sich deshalb aufgrund von Meinungen anderer das Leben selbst erschweren? Auch die Sorge, zu versagen oder abgelehnt zu werden, sind in Hinblick auf das große Ganze, der Vergänglichkeit des Lebens, ziemlich irrelevant. Statt also Angst vor Veränderungen zu haben, nimmt man sie schlichtweg als Teil des Lebens wahr. Und so ist das Leben nun mal, eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen.

Wie immer bedanke ich mich, dass du dir diesen Post bis zum Ende durchgelesen hast. In Zukunft kommen noch weitere tiefgründige Themen, die ich aufgreifen möchte.

Stoische Fragen an dich selbst