Meine Reise durch Island
In diesem Beitrag berichte ich über meine Reise entlang des Golden Circles auf Island!
Meine Reise durch Island
Liebe Leser,
in diesem Blogpost möchte ich euch über meine Reise durch Island berichten. Im September 2024 hatte ich mich schon Monate zuvor dazu entschlossen, die Insel aus Feuer und Eis zu besuchen. Auf Island als Reiseziel wurde ich durch eine Reisevloggerin auf Instagram aufmerksam, die eine Menge atemberaubender Posts über das Land geteilt hat. Mehr und mehr habe ich ihre Reiseerfahrungen verfolgt, bis sie eines Tages sogar eine Gruppenreise angeboten hat. Da ich es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewohnt war, allein zu reisen, wollte ich natürlich diese Gelegenheit nutzen und habe mir für den Zeitraum Urlaub genommen. Wie es das Schicksal aber so wollte, war die Gruppentour nach der Genehmigung meines Urlaubs bereits ausgebucht.
„Toll“ – dachte ich mir innerlich, „nun musst du wohl doch alleine reisen, das kann ja heiter werden.“ Es war besonders aufregend für mich, da ich nicht wirklich wusste, wie gut ich mit mir allein für diesen Zeitraum auskommen würde. Man könnte sagen, dass es eine Art Selbstexperiment war. Ich dachte mir nichts weiter und habe direkt nach der Genehmigung meines Urlaubs den Flug gebucht. Natürlich gehörte dazu noch einiges mehr an Vorbereitung, auf die ich hier einmal kurz eingehen möchte.
Was benötigt man denn typischerweise für eine 4-tägige Reise durch Island? Ich packte meinen Rucksack mit den essenziellsten Dingen: Kleidung, Ladekabel, mein Journal und natürlich das Wichtigste: Die Bord- und Kreditkarten. Zudem nahm ich eine Übergangsjacke mit, die, wie sich noch herausstellen würde, nicht wirklich ideal für Island war. Eine Woche vor meinem Flug habe ich mir zudem einen Mietwagen dazugebucht, um mobil zu sein. Und ja, einen Mietwagen solltest du definitiv in Erwägung ziehen, wenn du nicht zufälligerweise einer Tour mit Bus angehörst.
Die Sachen waren gepackt und danach ging es für mich zum Berliner Flughafen. Eingecheckt setzte ich mich in den Flieger und schrieb schon meine ersten Gedanken in mein Journal. Nach ungefähr 3 ½ Stunden Flug sah ich endlich wieder Land: Eine weite Tundra aus spiegelnden Flüssen und Bergen und minimaler Flora. Angekommen am Flughafen ging ich direkt zum Schalter für den Mietwagen.
Für die Buchung des Mietwagens nutzte ich Opodo. Mein Anbieter war hierfür Budgetcars. Am Schalter selbst füllst du nur noch den nötigen Zettelkram aus und hinterlegst deinen Führerschein und Ausweis. Danach bekam ich die Schlüssel und durfte mein Auto aufsuchen. Wie sich herausstellte, war dies eine richtige Herausforderung für mich, denn der Parkplatz war verdammt riesig. Natürlich hatte ich eine Wegbeschreibung mit einem markierten „X“ auf der Karte bekommen. Aber ich denke mal, dass das Kartenlesen einfach nicht so mein Ding ist, denn ich verbrachte 30 Minuten damit, das Auto zu finden. Ich drückte im Sekundentakt ständig die Fernbedienung, bis aus der Ferne ein Auto blinkte. Ein grauer Hyundai i30 mit einigen Dellen und Kratzern würde wohl mein treuer Begleiter für diese Zeit sein. Der Mietbetrag für 4 Tage betrug gerade mal 240 €, wobei du das Auto vollgetankt bekommst und vollgetankt zurückgeben musst. Zudem gibt es eine kleine Klausel im Mietvertrag, die du unbedingt abklären und überprüfen solltest. In der Regel dürfen Kleinwagen auf Island keine F-Roads befahren, so auch mein Hyundai. Wer dies trotzdem tut und erwischt wird, zahlt nicht nur (je nach Vertragsbedingungen) ein hohes Bußgeld an den Anbieter, sondern kann möglicherweise für eventuelle Schäden verantwortlich gemacht werden, die er aber nicht verursacht hat.
Doch was genau sind F-Roads? Als F-Roads werden vor allem die Wege und Straßen bezeichnet, die oft unbefestigt sind und aus Schotter bestehen. Das „F“ steht in diesem Fall für das Wort „Fjall“ (Berg), was darauf hinweist, dass diese Straßen in bergige und unwegsame Gebirgslagen führen.
Wenn du also auf der sicheren Seite sein möchtest, dann empfehle ich dir, einen Geländewagen zu mieten. In der Regel dürfen Geländewagen nämlich alle F-Roads befahren. Leider habe ich dies nicht getan, da ich vorher auch nicht von dieser Klausel wusste. Bis heute wurden die Tracking-Daten glücklicherweise weder ausgewertet noch wurde mir irgendein Mangel in Rechnung gestellt. Warum habe ich diese Bedenken? Nunja, sagen wir es mal so, ich bin unwissentlich auf einigen F-Roads unterwegs gewesen.
Nun aber wieder zurück zur Story: Ich habe das Auto gefunden, setzte mich rein und fuhr direkt zu meiner Unterkunft in Eyrarbakki. Der Weg dorthin war atemberaubend, denn die weitblickende Landschaft mit den riesigen Bergen und der grün-rot moosigen Vegetation hinterließ schon an meinem ersten Tag einen gewaltigen Eindruck. Doch was ist wohl noch typischer für Island als die Landschaften selbst? Genau, die Vielzahl an Wasserfällen. Ich machte einen kurzen Zwischenstopp beim Wasserfall Hveragerdi. Es war der erste Wasserfall von vielen, die ich noch sehen würde. Komplette Stille, bis auf das Plätschern des Wassers, füllte die eisig kalte Schneise, in der sich der Wasserfall befand. Ich setzte mich für einige Zeit auf einen Stein und aß ein Stück salzige Schokolade, die ich am Flughafen gekauft hatte. Normalerweise halte ich nicht viel von „untypischen“ Kombinationen bei Lebensmitteln, aber erstaunlicherweise hat die Schokolade wirklich sehr gut geschmeckt. Nach einigen Minuten begab ich mich wieder zum Auto, denn die Sonne verabschiedete sich schon bald hinter dem Horizont. Also ging es für mich kurz einkaufen und danach weiter auf den kaum befahrenen Geisterstraßen Richtung Eyrarbakki. Im Vergleich zu Deutschland gibt es hier eigentlich nie Stau oder starken Verkehr, aber das hat auch einen einfachen Grund: Auf Island leben nur 400.000 Menschen. Das sind gerade mal doppelt so viele wie die Einwohnerzahl von Rostock. Kaum angekommen in meiner Unterkunft, einem Hostel, wurde ich gleich herzlich von anderen Backpackern und einer Schulgruppe aus Amerika empfangen. Erledigt vom Tag gab es für mich nur noch ein schnelles Abendbrot und danach ging es ins Bett. Ein Bett neben mir schnarchte bereits eine Person, die schon vor meiner Ankunft geschlafen hatte. Sie schien von weit her angereist zu sein. Wie sich später noch herausstellen würde, war dies der Anfang einer neuen Freundschaft.
Tag 1: Keridkrater, Wasserfälle, Hot Springs & Thingvellir
Kaum war ich wachgeworden, sprang ich unter die Dusche und bereitete mir danach mein Frühstück vor. Es gab Spiegelei und Porridge. Während ich meine imposanten Kochkünste in der Küche zum Einsatz brachte, kam auch die Schulklasse nach und nach aus den Zimmern. Ich unterhielt mich etwas mit ihnen und wie sich herausstellte, sprachen tatsächlich einige der Schüler ein Stück Deutsch. Der Großteil der Klasse war jedoch sehr gemischt, mit Kindern und Jugendlichen aus aller Welt. Die Lehrer selbst kamen aus den USA. Ich fand das Konzept einer internationalen Klasse echt spannend, aber habe nicht wirklich herausfinden können, wie sich die Schule nennt. Wie dem auch sei, war es für die Schulklasse deren letzter Tag. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich kurz danach auf den Weg zu meinem ersten Reiseziel des Tages: den Kerid-Krater. Der Weg dorthin war echt einfach, denn von meiner Unterkunft aus konnte ich so ziemlich alle Hotspots binnen weniger Stunden erreichen. Es sind Parkplätze ausgeschildert und beim Krater zahlst du deine Parkgebühr am Kiosk. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es 200 Kronen. Ich ging also den Berg hinauf. Oben angekommen konnte ich einen Blick auf den kleinen Krater werfen: grün-schimmerndes, eiskaltes Wasser schmückte das Zentrum des Kraters. Laut Angaben der Informationstafel hat der Krater eine ungefähre Tiefe von 8 Metern. Ich habe mich dort einige Zeit aufgehalten und bin einige Runden um den Krater gegangen. Hinuntergeklettert bin ich selbstverständlich auch, ich wollte unbedingt das Wasser berühren. Aber wie zu erwarten, war es eiskalt.
Kerid Krater und Hveragerdi





Im Anschluss setzte ich mich wieder in das Auto und fuhr zum nächsten Hotspot weiter in der Mitte Islands: Thingvellir. Thingvellir ist ein Nationalpark, der nicht nur zwei Wasserfälle beherbergt, sondern auch eine geschichtliche Bedeutung für die Wikinger hat. Das Wort „Thing“ lässt sich ableiten vom Wort „Versammlung“ und das Wort „vellir“ bedeutet „Wiesen“. An diesem Ort haben sich die Führer der Stämme Islands versammelt, um über Gesetze zu bestimmen und auch Urteile auszusprechen. Entlang riesiger Felswände ging ich zwischen den Klippen entlang Richtung eines Wasserfalls. Auf dem Weg standen auch hier Informationstafeln. An diesem Ort wurden beispielsweise auch Gesetzeslose hingerichtet. Jap, klingt jetzt nicht sehr amüsant, aber das ist jetzt mal so ein kleiner Nebenfakt. Als ich etwas weitergegangen bin, kam ich endlich an den wohl schönsten Wasserfall auf meiner bisherigen Reise an: den Öxarafoss. Ein Foto zu schießen war gar nicht so einfach, denn dieser Ort war gefüllt mit Touristen. Letztlich hat sich das Warten aber gelohnt, denn dabei ist ein tolles Bild entstanden.




Thingvellir
Öxarafoss
Mein vorletzter Stopp des Tages war der Porufoss, ein Wasserfall, der etwas abseits des Thingvellirs liegt. Hier war keine Menschenseele, und ich kletterte die Felsenwand hinunter, um dem gewaltigen Wasserfall näher zu kommen. Etwa 20 Meter vor dem großen Wasserfall war es kaum noch möglich, etwas zu sehen, da die Wassertropfen die Luft benebelten. Ich kann dir auf jeden Fall empfehlen, dorthin zu fahren!
Nach dem Porufoss gab es für mich nur noch ein Ziel an diesem späten Nachmittag: Ich wollte unbedingt zu den Hot Springs – und davon gibt es auf Island eine Menge. Ich machte mich auf den Weg zum Reykjadalur Hot Spring, der unmittelbar in der Nähe meines gestrigen Stops, Hveragerdi, liegt. Ich stellte das Auto auf dem Parkplatz ab und machte mich motiviert auf den Weg zu den Hot Springs. Was du hier aber unbedingt beachten solltest, ist das Zahlen der Parkgebühr. Dies erfolgt über einen QR-Code. An vielen Parkplätzen Islands werden Autos über Kameras erfasst, die sich das Nummernschild merken. Solltest du einmal vergessen haben, die Parkgebühr zu zahlen, kannst du bei manchen Anbietern über die App noch bis zu 3 Tage später die Gebühr begleichen. Zahlst du nicht, riskierst du eine Parkstrafe, die an deinen Anbieter weitergeleitet wird. Doch nun weiter zum eigentlichen Thema: Der Weg zu den Hot Springs. Hätte ich vorher gewusst, wie mühselig und anstrengend die Route dorthin werden würde, hätte ich mich vermutlich für einen anderen Hot Spring entschieden. Es ging mal bergauf, mal bergab. Für richtige Wanderenthusiasten ist das wahrscheinlich ein Traum, für mich persönlich war es die Hölle. Immer wenn ich hoffte, dass ich nun hinter diesem Berg die Hot Springs erreicht hätte, tauchte bereits der nächste Hügel auf. Über Stock und Stein ging ich über kleine Gewässer, sah Wasserfälle aus der Ferne und hoffte, bald angekommen zu sein. Meine Gebete wurden nach einer guten 45 Minuten intensiven Cardio-Trainings erhört, denn die Hot Springs waren endlich in Sicht. Ich wartete nicht lange und sprang ins Wasser, natürlich nach einem improvisierten Wassertest mit den Zehen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass das Wasser nicht an allen Stellen gleich warm war. An manchen Stellen war es eiskalt, an anderen wiederum war das Wasser sogar kochend heiß. Doch nach kurzer Suche fand ich dann endlich meinen wohlverdienten Platz für eine Auszeit. Hat sich der Weg also gelohnt? Auf jeden Fall. Ich habe zwar viel geflucht, aber letztendlich war es die Erfahrung wert, denn wann besteigt man schon mal einen 400 Meter hohen Berg, nur um in eiskalten Temperaturen im Wasser zu baden?
Nach einiger Zeit im Wasser hieß es für mich dann auch, wieder zum Hostel zurückzufahren. Abends angekommen, kochte ich mir mein Abendessen, bis auch andere Backpacker nach und nach ins Wohnzimmer kamen. Darunter war auch die Schnarchnase vom Vortag. Ihr Name ist Stefanie, und sie kommt aus den USA. Es war also kein Wunder, dass sie so lange durchgeschlafen hatte. Sie erzählte mir, dass sie nun schon zum achten Mal in Island war. Wie verrückt, dachte ich, denn sie war wirklich überaus begeistert von dem Land. Und das natürlich zurecht! Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass das Wetter hier nicht immer so schön ist, was teilweise stimmt, aber dafür gibt es eine wundervolle Natur. Manchmal kann ich gar nicht in Worte fassen, wie Island auf mich wirkt. Wenn ich es jedoch beschreiben müsste, würde ich sagen: eine Felsenlandschaft mit wunderschöner Szenerie, die ein wenig an das Monument Valley in den USA erinnert – natürlich etwas grüner und ohne den Sand. Wie dem auch sei, gab sie mir viele Insider-Tipps über eher unbekannte Orte in Island, die die meisten Touristen noch nie gesehen haben. Sie schrieb mir einen Zettel, den ich am nächsten Tag in Angriff nehmen würde. Bevor ich jedoch schlafen gehen wollte, machten wir uns auf eine nächtliche Wanderung durch das kleine Dorf und unterhielten uns über viele Themen des Lebens. Unsere Absicht war es eigentlich nur, die Polarlichter zu sehen, aber an diesem Abend hatten wir wohl Pech. Etwas enttäuscht gingen wir wieder zurück ins Hostel, wo ich mich bereits gedanklich auf den morgigen Tag vorbereitete.
Porufoss & Hot Springs




Tag 2: Seljalandsfoss, Geysir, Flugzeugabsturzstelle und Gullfoss
Die Sonne ging auf, und somit begann auch mein zweiter Tag auf Island. Mein heutiges Ziel war der Gullfoss, aber nicht ohne unterwegs noch einige interessante Hotspots zu erkunden. Stefanie hatte mir einige Sehenswürdigkeiten empfohlen, die ich unbedingt abklappern sollte. Allein an diesem Tag legte ich mit dem Auto 450 km zurück.
Mein erstes Ziel des Tages war der Seljalandsfoss, ein beeindruckender Wasserfall, der aus einer Höhe von 30 Metern in die Tiefe stürzt. Es dauerte etwa eine Stunde, bis ich ankam. Schon von weitem sah ich riesige Felswände, aus denen kleinere Bäche entsprangen. Kurz darauf erreichte ich auch schon mein erstes Highlight: Der Wasserfall selbst hinterließ bereits aus der Ferne einen imposanten Eindruck, weshalb ich schnell einen Parkplatz suchte, um ihn mir aus der Nähe anzusehen. Doch das war leider nicht so einfach, denn alle Parkplätze waren belegt – wie ärgerlich! Also parkte ich etwas weiter entfernt, auf einem kostenlosen Parkplatz, der fünf Minuten zu Fuß vom Seljalandsfoss entfernt war. So machte ich mich auf den Weg. Es war atemberaubend, diesen Wasserfall aus der Nähe zu sehen. Du hast die Möglichkeit, ihn nicht nur von vorne zu bestaunen, sondern kannst auch hinter den Wasserfall entlang einer kleinen Kuhle gehen. Sei jedoch gewarnt: Es ist dort ziemlich nass und rutschig. Der Seljalandsfoss sollte definitiv auf deiner Liste stehen.
Und wenn du schon einmal dort bist, kannst du gleich auch den benachbarten Wasserfall, den Gljúfrabúi, besichtigen. Plane dafür jedoch etwas mehr Zeit ein, denn es bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die auf ein Foto warteten. Warum? Der Wasserfall befindet sich in einer Höhle, und bevor du dorthin gelangst, musst du durch zwei Felsspalten und über einige Steine klettern. In der Höhle selbst gibt es einen großen Stein, auf dem sich viele Reisende für ein Foto ablichten ließen. Der Hintergrund dort war wirklich perfekt. Aus diesem Grund stauten sich die Schlangen, denn jeder wollte ein einzigartiges Foto machen. Vielleicht erinnerst du dich an meine anfänglichen Worte, warum meine Übergangsjacke nicht die beste Wahl war. Ich war bereits nass durch den Seljalandsfoss und entschied mich dann auch noch, dem Gljúfrabúi einen Besuch abzustatten. In der Höhle selbst flogen kleine Wassertropfen in alle Richtungen – natürlich auch auf mich. Völlig durchnässt trat ich schließlich wieder heraus. Tja, hätte ich doch besser an eine wasserdichte Jacke gedacht! Aber wenigstens konnte ich ein paar tolle Aufnahmen machen, die ich nun mit euch teilen kann.
Seljalandsfoss & Gljufrabui



Mein zweites Ziel des Tages war die Flugzeugabsturzstelle der Douglas DC-3, die ich auch als Geheimtipp bezeichnen würde. Nicht viele wissen, dass dieses Flugzeug überhaupt existiert, da es auf den Karten nicht verzeichnet ist. Deshalb gibt es dort auch keinen Massentourismus wie an anderen Orten. Als ich an diesem abgelegenen Ort ankam, lag das Wrack des Flugzeugs vor mir. Doch warum liegt es dort? Die US-militärische Maschine musste 1973 auf der Insel Sólheimasandur landen, da ihr der Treibstoff ausging. Die Landung selbst muss ziemlich kompliziert gewesen sein, da das Flugzeug in zwei Teile zerbrach. Glücklicherweise überlebte die gesamte siebenköpfige Besatzung. Nach einer kurzen Besichtigung ging es für mich weiter zu meinem eigentlichen Ziel des Tages: dem Gullfoss.
Weitere anderthalb Stunden fuhr ich also in östlicher Richtung durch das Ödland, bis mir mein Erzfeind begegnete: die verbotene F-Road. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mit meinem Kleinwagen auf dieser Straße gar nicht fahren durfte. Doch kurz vor dem Ziel ließ ich mich davon nicht abschrecken. Ich fuhr mit konstant 20–30 km/h, während mich alle anderen überholten. Es wird also schnell klar, warum auf dieser Straße wirklich jeder einen Geländewagen braucht. Oben angekommen, gab es einige Geschäfte, Toiletten und einen großen Parkplatz. Zum Mittagessen gönnte ich mir zur gesunden Abwechslung eine Lammsuppe. Mit vollem Magen ging es dann hinaus, um den Gullfoss zu sehen. Übersetzt bedeutet „Gullfoss“ übrigens „Goldfluss“. Warum dieser Wasserfall so heißt, kann ich dir leider nicht sagen. Was ich dir jedoch sagen kann, ist, dass es mit Abstand der größte Wasserfall ist, den ich je gesehen habe. Tonnenweise Wasser stürzten jede Sekunde in den tiefen Abgrund, während die gewaltige Strömung dafür sorgte, dass niemand auf die Idee kam, in das Wasser zu springen. Es war ein imposanter Anblick, und auch in der Ferne konnte man oberhalb des Wasserfalls nichts weiter als einen klaren Horizont sehen. In meinem Journal schrieb ich, dass es wie das Ende der Welt aussah.
Douglas DC 30 & Gullfoss









Nun neigte sich dieser Teil der Reise dem Ende zu, und ich machte mich zurück auf den Weg zur F-Road. Auf dem Rückweg gab es jedoch noch etwas, das ich unbedingt sehen wollte – und was sicher auch jeder von euch kennt: die Geysire. Sie sind nicht weit vom Gullfoss entfernt, daher könntest du hier einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Ich parkte vor einem Lokal und ging zu Fuß einen kleinen Hügel hinauf, auf dem sich die Geysire befinden. Es waren bereits einige Leute dort, die auf den Bänken saßen und gespannt auf das Spektakel warteten. Ich setzte mich dazu und wartete ebenfalls gespannt auf die nächste Wasserfontäne. Eine Minute verging, dann drei, dann fünf Minuten – bis plötzlich das Wasser begann zu brodeln und der Wasserdampf sich in der Luft verdichtete. Kurz darauf schoß eine riesige Fontäne mit etwa 60 Metern Höhe aus dem Geysir. Einige Tropfen berührten meine Haut – aber keine Sorge, das Wasser kühlt in der Luft schnell genug ab, um keine Verletzungen zu verursachen. Dieses Spektakel wiederholte sich in unregelmäßigen Abständen – bei den Geysiren, die ich besuchte, gab es alle fünf bis zehn Minuten eine Eruption. Nimm dir hier also etwas Zeit und genieße die Show.
Geysire
Geysire entstehen, wenn Wasser in einem unterirdischen Reservoir durch Erdwärme erhitzt wird. Der Druck steigt, bis das Wasser in einem plötzlichen Ausbruch als Dampf und heißes Wasser an die Oberfläche tritt.



Das war der zweite Tag meiner Reise, denn nun fuhr auch ich erschöpft wieder zum Hostel. Kaum bin ich angekommen, begrüßten mich 3 neue Gesichter, ein deutsches Pärchen und ein kanadischer Opa. Während ich mir das Abendbrot zubereitet habe, unterhielt ich mich mit den neuen Mitbewohnern. Besonders der Kanadier erzählte mir spannende Geschichten aus seiner Jugend und wie er beispielsweise mit 18 Jahren aus Deutschland ausgewandert ist. Was ich jedoch viel mehr bemerkenswert fand, ist, dass er mit seinen 78 Jahren immer noch auf Reisen ist. Man ist also nie zu alt zum Reisen und sollte immer wieder neue Dinge ausprobieren. Tue das, worauf du Bock hast. Wenn es das Reisen ist, dann gehe Reisen. Wenn du schon immer ein Instrument lernen wolltest, dann lerne ein Instrument. Natürlich kann ich verstehen, dass die allgemeine Gesundheit in vielen Dingen eine sehr wichtige Rolle spielt. Und mal davon abgesehen, dass ich mit meinem 24 Jahren weder starke gesundheitliche Beschwerden - noch meinen jugendlichen Leichtsinn verloren habe - ist es für mich natürlich leichter gesagt. Aber dennoch fand ich ihn dafür sehr bemerkenswert, dass er in seinem Alter allein reist. Und so sollte auch dieser Tag allmählich zu Ende gehen, aber nicht, ohne noch einmal in den Himmel geblickt zu haben. Leider sah ich auch diesmal keine Nordlichter.
Tag 3: National Museum of Iceland, Perlan Museum & Hallgrímskirkja
An meinem letzten Tag ging es für mich in die Hauptstadt Islands: Reykjavik. Bereits einen Tag zuvor habe ich mir eine kleine Liste mit den Dingen erstellt, die ich noch unbedingt sehen wollte. Die Hauptstadt eines jeden Landes repräsentiert auch zumeist deren Kultur – und von dieser wollte ich noch eine Menge mehr lernen. Reykjavik ladet dazu ein erkundet zu werden mit seiner Vielzahl an Museen und einigen Bauwerken. Und somit machte ich mich auf den Weg zum isländischen Nationalmuseum. Nach gefühlten 10 Jahren ohne Museumserfahrung war diesmal wieder eine spannende Abwechselung. Ich ging also hinein und zahlte ein Eintrittsgeld von ungefähr 15€, für Studenten und Senioren gibt es hier einen Sonderrabatt. Das Museum selbst hat drei Stockwerke, wobei jedes ein oder mehrere Zeitalter Islands aufzeigt. Beginnend von den ersten Wikingern bis hin zur modernen Zivilisation und Unabhängigkeit Islands ist hier alles dabei. Es war spannend über die vielen Fakten Islands Geschichte zu erfahren, die man anderweitig nicht wirklich zu hören bekommt. Besonders hat mich hier das Wikingerzeitalter angesprochen mit seinen Wikingergräbern, einem lebensechten Nachbau eines Hauses der Wikinger und auch die Christianisierung. Es fließt viel Liebe und Aufwand in das Museum, was ich wirklich bewundere.
Als nächstes auf meiner Liste stand das Perlan Museum, welches schon aus der Ferne mit einer sehr interessanten Bauweise beeindruckte. Im Vergleich zum isländischen Nationalmuseum gibt es hier viel mehr über das komplexe Ökosystem mit all seinen Tieren und Pflanzen, der Entstehung Islands und auch eine spannende Nordlichter- und Lavashow zu entdecken. Der Eintritt kostete mich hier etwas mehr, es waren um die 40€. Kaum bin ich drinnen angekommen, gab man mir ein Armband, um gewisse Räume betreten zu können. Ich hatte alles dazugebucht bis auf den Zugang zur Außenterrasse, die einen Überblick über ganz Reykjavik zeigen soll. So ging ich nun also durch die verschiedenen Räume und lernte wirklich verdammt viel über Island. Dabei wurde sich hier viel Mühe gegeben, das Wissen (spielerisch) durch Technologie zu vermitteln. Durch die verschiedenen Stockwerke ging ich sowohl durch eisige Höhlen bis hin zu einem künstlerischen Atelier. Es war wirklich für jeden etwas dabei - aber ein Must - Do in dem Museum ist definitiv die Nordlichter Show. Diese befindet sich im oberen Stockwerk in der Kuppel, die ihr schon außen erkennen konntet. Ich begab mich in den riesigen Raum mit tausenden an kleinen Bildschirmen, die sich 360° um mich herum befanden. Man setzt sich nun in einen Stuhl und genießt die Show. Es geht in dieser Show um die Entstehung der Nordlichter und auch einigen geschichtlichen Aspekten - es war einfach atemberaubend unsere Galaxie in diesem Ausmaß kennenzulernen. Gefolgt von einigen Szenerien mit Nordlichtern und idyllischer Musik konnte sich ein jeder in diesem Spektakel verlieren. Nach 15 Minuten war die Show dann aber auch leider schon vorbei, genauso wie mein Tagesausflug.
Nationalmuseum Island & Perlan Museum




Doch nicht ohne noch ein wirklich spannendes Bauwerk gesehen zu haben: Die Hallgrímskirkja.
Die Hallgrímskirkja ist eine Kirche mit einer modernen Bauweise. Ihr Erkennungsmerkmal sind die Lavasäulen, die auch in der isländischen Natur vorkommen. Dadurch ist die Kirche auch ein Wahrzeichen der Stadt Reykjavik. Vor der Kirche befindet sich zudem ein Denkmal, welches an den Wikinger Entdecker Leif Eriksson erinnern soll. Wer von euch Vikings Valhalla gesehen hat, der weiß um wen es hier genau geht. Leif wurde schon bereits 1000 n.Chr. zugeschrieben, die Küste Nordamerikas names Vinland (heute Neufundland) entdeckt zu haben. Damit ist er Christoph Columbus 500 Jahre voraus. Das Denkmal soll an den frühen Kontakt zwischen Europa und Nordamerika erinnern. Es wurde 1930 von den Vereinigten Staaten anlässlich des 1000-jährigen Bestehens des isländischen Althings (des ältesten Parlaments der Welt) gestiftet. Symbolisieren soll es die Freundschaft zwischen beiden Nationen und Islands historische Bedeutung in der Wikingerzeit.
Hallgrímskirkja & Leif Eriksson Denkmal


Der Sonnenuntergang rückte bereits immer näher und somit war es für mich an der Zeit, den Heimweg Richtung Eyrarbakki anzutreten. Entlang der vielen Berge und Wasserfälle kam ich nach einer Stunde wieder im Hostel an. Ich kaufte mir ein Bier (welches für 6€ echt teuer war) und setzte mich nach draußen auf eine Holzbank, um den orange schimmernden Sonnenuntergang am Horizont zu beobachten. Währenddessen reflektierte ich noch einmal meine gesamte Zeit auf Island. Es war wirklich ein Erlebnis, dass ich ein jedem ans Herz legen kann, ob alleine oder mit Freunden. Gelernt habe ich für mich, dass das Reisen allein gar nicht so schlimm ist war, wie man es vielleicht im ersten Moment denkt. Viel mehr wirst du quasi dazu gezwungen, dich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen. Es mag anfänglich etwas fremd wirken, aber mit der Zeit lernst du, dich auf deine Intuition und Fähigkeiten zu verlassen. Und auch Momente, in denen du mit deinen Gedanken alleine bist, sind eine gute Möglichkeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Denn wir leben in einer Welt in der wir oft schnell dem Alltag entfliehen können und somit auch unsere Gedanken unterdrücken. Dabei sollten wir uns doch mal öfter die Möglichkeit dazu geben, unseren Gedanken Aufmerksamkeit zu geben und sich zu fragen: Wer bin ich eigentlich und was möchte ich für mich aktuell? Es klingt zwar nach einer leicht zu beantwortenden Frage für manche, aber wenn du tiefer darauf eingehst, wirst du merken, dass die Antwort meist nicht so ist, wie du sie erwartest.
Ich bin dankbar für all die schönen Momente der Ruhe, des Staunens und der lustigen Abende, die ich erleben durfte.
Nachdem die Sonne untergegangen ist, hatte ich noch ein paar letzte Konversationen mit Stefanie, bis ich dann zu Bett ging. Um 2 Uhr aufgestanden machte ich mich dann zurück auf den Weg zum Flughafen, wo auch das Car Returnal Centre ist. Ich tankte das Auto voll und war erschrocken über die Abbuchungen auf meiner Kreditkarte. Ich hatte immer mehr bezahlt, als an der Tanksäule angegeben war. Doch wie kann das sein? Auf Island wird vorerst der Betrag auf deiner Kreditkarte abgebucht, den du an der Tanksäule ausgewählt hast. Nach einigen Tagen sollte dann der getankte Betrag abgebucht werden. Also mach dir dabei keine Sorgen!
Anschließend gab ich das Auto ab. Zu meinem Glück waren bereits Mitarbeiter vor Ort, die das Auto entgegengenommen haben. Und das ohne Beanstandungen! Da hatte ich wohl nochmal Glück, dass weder Daten ausgewertet wurden, noch dass ich irgendwelche Unterbodenschäden durch die F-Roads verursacht habe. Erleichtert ging ich in den Flughafen, wartete auf den Flieger und flog zurück nach Berlin.
Danke, dass du bist hierhin diesen Beitrag gelesen hast, das bedeutet mir wirklich viel. :)
Foto Dump



